Liebe Edda,
ich freue mich, Dich als Freundin zu haben und gratuliere Dir zu Deinem Geburtstag. Wir kennen uns seit 1993, als ich mit Dir im BR-Fernsehen unser Interview gemacht habe. Ich denke oft daran zurück an Dich als starke Frau.
In Deinem Buch „Die Solistin“ kann man Deine bewegende Geschichte lesen.
Und für alle, die Dich nicht kennen, hier einige Infos.
Edda Schönherz wuchs in Berlin auf, ging dort zur Schule und machte zunächst eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau für Bekleidungstextilien. Parallel war sie Trapezsportlerin, wodurch Mitarbeiter des DDR-Fernsehens auf sie aufmerksam wurden.
Ab 1966 studierte sie drei Jahre lang an der Fernsehakademie in Adlershof und machte eine Ausbildung zur Ansage- und Fernsehmoderatorin mit Grundkenntnissen der Journalistik und wurde das Gesicht des DDR Fernsehens. Am 1. Oktober 1969 eröffnete die als TV-Ansagerin das Farbfernsehen.
Im August 1974 informierte sie sich in Ungarn in den Botschaften der Bundesrepublik und der Vereinigten Staaten nach einer Möglichkeit, die DDR zu verlassen. Da die Botschaften observiert wurden, wurde sie einige Tage später in Ungarn festgenommen, ohne dass man ihr strafbare Handlungen nachweisen konnte.
Im September 1974 wurde Edda Schönherz zur „Klärung eines Sachverhalts“ in die Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg gebracht und drei Tage später von dort in die Untersuchungshaftanstalt Berlin-Hohenschönhausen verbracht. Im Dezember verurteilte man sie wegen „staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme“ und „Vorbereitung eines ungesetzlichen Grenzübertritts in besonders schwerem Fall“ zu drei Jahren Zuchthaus. Sie kam in das berüchtigte Frauengefängnis Hoheneck in Stollberg/Erzgebirge..
Nach der Entlassung aus der Haft sollte Edda Schönherz im September 1977 als Hilfskraft in einer Großbäckerei arbeiten, andernfalls drohte man ihr weitere zweieinhalb Jahre Arbeitserziehungshaft an. Sie fand jedoch eine Anstellung als Fotografin bei der Katholischen Kirche in Berlin.
Da Schönherz an dem Ausreiseantrag für sich und ihre Kinder Annette und René festhielt, konnte sie im Dezember 1979 in die Bundesrepublik Deutschland ausreisen.
Von Mai 1980 bis 2000 wurde Edda Schönherz als Ansagerin ein Gesicht des Bayerischen Fernsehens in München, für das sie unter anderem Sendungen wie Fastnacht in Franken zusammen mit Egon Helmhagen moderierte.
Ende 2002 kehrte sie nach Berlin zurück und führt seit 2003 Besuchergruppen als Zeitzeugenreferentin für Politische Bildung durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen.[2] Im Jahr 2004 bildete Schönherz u. a. den Stammtisch der ehemaligen politischen Frauen aus Hoheneck.
Im November 2013 gründete die in der Vereinigung der Opfer des Stalinismus tätige Edda Schönherz gemeinsam mit Vera Lengsfeld und Mario Röllig aufgrund finanzieller Unstimmigkeiten in der Vereinsspitze der VOS einen unabhängigen Landesverband Berlin-Brandenburg.
Einer ihre bekannten Sätze: „Vergessen ist menschlich, aber politisch sehr gefährlich“.
Im Oktober 2006 wurde Schönherz für ihr Engagement für die Aufarbeitung von SED-Unrecht von Bundespräsident Horst Köhler mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.